Was ist Blutdruckmessung und warum ist sie so wichtig?
Der Blutdruck ist der Druck des Blutes in den Arterien, gemessen in einem systolischen (oberen) und diastolischen (unteren) Wert. Da Bluthochdruck (Hypertonie) oft symptomfrei verläuft, aber ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall ist, ist die regelmäßige und korrekte Messung essenziell. Die Selbstmessung zu Hause liefert dabei oft realistischere Werte als die Momentaufnahme in der Arztpraxis. Die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, gerade im Sinne des gesunden Herbstes, kann die mentale Stärke durch ein Gefühl der Selbstwirksamkeit fördern.
Was zeigt die Evidenz zu Messfehlern?
Die Wissenschaft hat die häufigsten und gravierendsten Messfehler klar identifiziert. Gestützt auf aktuelle Leitlinien, wie die der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) von 2024, und gezielte Studien, ist die Evidenz hier eindeutig und die Fehler sind vermeidbar.
Ein oft unterschätzter Faktor ist die Position des Arms. Eine 2024 in JAMA Internal Medicine publizierte Studie der Johns Hopkins University zeigte, dass ein auf dem Schoß abgelegter Arm die Werte um durchschnittlich 3,9/4,0 mmHg erhöht. Hing der Arm seitlich herab, betrug die Abweichung sogar bis zu 6,5 mmHg. Das kann ausreichen, um fälschlicherweise eine Hypertonie zu diagnostizieren.
Ebenso kritisch ist die Größe der Manschette. Eine zu kleine Manschette kann laut einer Publikation in Springer Medizin (2023) die Werte um bis zu 19 mmHg verfälschen. Dies betrifft vor allem Menschen mit größerem Armumfang. Daher ist es unerlässlich, eine passende Manschette zu verwenden.
Die Leitlinien betonen einstimmig die Notwendigkeit einer fünfminütigen Ruhephase. Hektik, Stress, körperliche Anstrengung, aber auch Kaffee, Schwarztee oder Nikotin kurz vor der Messung treiben die Werte in die Höhe. Auch Sprechen, Lachen oder übereinandergeschlagene Beine verfälschen das Ergebnis.
Als Goldstandard gilt die Dreifachmessung: Nach der Ruhephase werden drei Messungen im Abstand von 30 Sekunden durchgeführt, wobei der Mittelwert der letzten beiden zählt. Dies gleicht natürliche Schwankungen aus. Ein klinisch validiertes Messgerät, z.B. mit dem Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga, sichert die technische Genauigkeit.
x2Die Übertragbarkeit dieser Erkenntnisse auf die Zielgruppe der über 50-Jährigen ist sehr hoch. Die Evidenz für die genannten Fehlerquellen ist robust (GRÜN). Lediglich die Empfehlung zur initialen beidseitigen Messung wird als moderat (GELB) eingestuft.
Praxisbox: Blutdruck richtig messen
- Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit und setzen Sie sich ruhig hin, bevor Sie mit der Messung beginnen.
- Führen Sie die Messung im Sitzen durch: Rücken angelehnt, Füße nebeneinander auf dem Boden, Messarm auf Herzhöhe auf einem Tisch abgelegt.
- Verwenden Sie eine passende Manschettengröße und legen Sie diese direkt auf der Haut an. Führen Sie drei Messungen im Abstand von 30 Sekunden durch und bilden Sie den Mittelwert aus den letzten beiden.
- Führen Sie ein Blutdruck-Tagebuch, zum Beispiel in Form einer „Messwoche“ (eine Woche pro Monat morgens und abends messen), um aussagekräftige Durchschnittswerte zu erhalten.
Sicherheitsbox: Was Sie beachten sollten
- Bei bekannten Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern) kann die Messgenauigkeit automatischer Geräte eingeschränkt sein. Besprechen Sie die Geräteauswahl mit Ihrem Arzt.
- Einzelne hohe Messwerte sind nicht sofort ein Grund zur Sorge. Konsultieren Sie Ihren Arzt, wenn die Werte über mehrere Tage im Durchschnitt erhöht bleiben (bei Selbstmessung ≥135/85 mmHg).
- Passen Sie Ihre Medikation niemals eigenmächtig auf Basis einzelner Messungen an. Therapieänderungen sollten immer in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen.
Fazit: Wissen schafft Sicherheit
Die Blutdruck-Selbstmessung ist ein wertvolles Instrument. Kleine Anpassungen in der Technik, wie die korrekte Armhaltung oder Manschettengröße, machen einen großen Unterschied für die Verlässlichkeit der Werte. Das Vermeiden häufiger Fehler führt zu aussagekräftigeren Daten, mehr Sicherheit und Kontrolle. Dieses Wissen stärkt die Kompetenz im Umgang mit der eigenen Gesundheit und fördert die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Arzt. Die korrekte Blutdruckmessung ist ein einfacher, wirkungsvoller Schritt zu mehr mentaler Stärke und einem gut eingestellten Blutdruck.
Hinweis: Dieser Beitrag informiert und ersetzt keine medizinische Beratung oder Behandlung.
Quellen & Forschungsstand
- McEvoy, J. W. et al. (2024). 2024 ESC Guidelines for the management of elevated blood pressure and hypertension. European Heart Journal, 45(38), 3912–3996. DOI: 10.1093/eurheartj/ehae178. Diese umfassende Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie fasst den aktuellen Stand der Wissenschaft zur Diagnostik und Therapie von Bluthochdruck zusammen und bildet die Grundlage für klinische Empfehlungen in Europa.
- Brady, T. M. et al. (2024). Effect of Arm Position on Blood Pressure Measurement Accuracy. JAMA Internal Medicine. In dieser randomisierten kontrollierten Studie wurde der signifikante Einfluss verschiedener Armpositionen auf die Genauigkeit von Blutdruckmessungen nachgewiesen, was die Bedeutung standardisierter Messprotokolle unterstreicht.
- Deutsche Herzstiftung e.V. (2024). Blutdruck messen ohne Fehler: So klappt´s. Abgerufen von herzstiftung.de. Die Deutsche Herzstiftung bietet laienverständliche und praxisnahe Anleitungen zur korrekten Blutdruckmessung, basierend auf aktuellen medizinischen Erkenntnissen.
- Springer Medizin (2023). Vorsicht, Fehlerquelle: eine Blutdruckmanschette für alle. Abgerufen von springermedizin.de. Dieser Artikel beleuchtet die Problematik unpassender Manschettengrößen und deren erhebliche Auswirkungen auf die Messgenauigkeit.
- Deutsche Hochdruckliga e.V. Richtig Blutdruck messen. Abgerufen von hochdruckliga.de. Die Fachgesellschaft informiert über die Wichtigkeit validierter Messgeräte und bietet ein eigenes Prüfsiegel zur Orientierung an.