Was ist Kurkuma und was bewirkt Curcumin?
Kurkuma, auch Gelbwurz genannt, ist die Wurzel der Pflanze Curcuma longa und gehört zur Familie der Ingwergewächse. Seit Jahrtausenden wird sie in der traditionellen indischen Heilkunst, dem Ayurveda, sowie in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als Heilmittel geschätzt. Für die intensive gelbe Farbe und die biologische Aktivität ist hauptsächlich der Inhaltsstoff Curcumin verantwortlich. Curcumin gehört zur Gruppe der Curcuminoide und ist ein starkes Antioxidans mit entzündungshemmenden Eigenschaften. In der modernen Forschung wird untersucht, ob diese Eigenschaften auch bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie der Arthrose von Nutzen sein können. Die Arthrose ist weit mehr als nur ein altersbedingter „Verschleiß“ der Gelenke; sie ist ein komplexer Prozess, bei dem auch entzündliche Vorgänge im Gelenk eine wesentliche Rolle spielen. Hier setzt die Idee an, mit entzündungshemmenden Substanzen wie Curcumin positiv auf das Krankheitsgeschehen einzuwirken.
Was zeigt die Evidenz bei Arthrose?
Die wissenschaftliche Datenlage zur Kurkuma Wirkung bei Gelenkschmerzen ist vielversprechend, aber auch komplex und nicht ohne Widersprüche. Eine Reihe von klinischen Studien und systematischen Übersichtsarbeiten hat sich mit der Wirksamkeit von Curcumin-Extrakten, vor allem bei Kniearthrose, beschäftigt. Mehrere Metaanalysen, die Dutzende Studien mit tausenden von Patienten zusammenfassen, deuten darauf hin, dass Curcumin-Präparate Schmerzen lindern und die Gelenkfunktion im Vergleich zu einem Placebo verbessern können [1, 2]. Einige Studien legen sogar eine vergleichbare Wirksamkeit wie bei herkömmlichen Schmerzmitteln aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) nahe, bei gleichzeitig besserer Verträglichkeit [2].
Allerdings muss die Evidenz differenziert betrachtet werden. Kritische Bewertungen, wie die von medizin-transparent.at, weisen auf methodische Schwächen vieler Studien hin [3]. Oft sind die Studiendauern mit wenigen Monaten zu kurz, um eine langfristige Wirkung bei einer chronischen Erkrankung wie Arthrose sicher beurteilen zu können. Zudem ist unklar, ob die statistisch gemessenen Verbesserungen für die Betroffenen im Alltag immer spürbar sind. Ein weiteres Problem ist die große Vielfalt der eingesetzten Präparate, die sich in Dosierung und Zusammensetzung stark unterscheiden. Die Bioverfügbarkeit von Curcumin – also wie viel davon tatsächlich im Körper ankommt – ist von Natur aus sehr gering. Viele Hersteller setzen daher Stoffe wie Piperin (aus schwarzem Pfeffer) zu, um die Aufnahme zu erhöhen. Dies kann zwar die Wirksamkeit steigern, birgt aber auch neue Risiken, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) anmerkt [4]. In den offiziellen Behandlungsleitlinien der medizinischen Fachgesellschaften für Arthrose findet Kurkuma daher bislang keine Erwähnung.
Praxisbox: Kurkuma im Alltag
- Als Gewürz: Kurkuma regelmäßig in der Küche zu verwenden, ist eine sichere und gesunde Möglichkeit, von seinen allgemeinen entzündungshemmenden Eigenschaften zu profitieren. Für eine therapeutische Wirkung bei Arthrose reicht dies jedoch nicht aus.
- Nahrungsergänzungsmittel: Wer Präparate in Betracht zieht, sollte auf hochwertige Extrakte mit standardisiertem Curcumin-Gehalt achten. Die Dosierungen in Studien liegen oft zwischen 500 und 1500 mg Curcumin pro Tag.
- Bioverfügbarkeit beachten: Die Kombination mit Piperin oder die Verwendung spezieller Formulierungen (z.B. Mizellen) kann die Aufnahme verbessern. Dies sollte jedoch aufgrund der unklaren Sicherheitslage mit einem Arzt besprochen werden.
- Geduld und realistische Erwartungen: Eine Wirkung ist nicht sofort zu erwarten. Studien deuten auf einen Zeitraum von mehreren Wochen hin. Es ist eine Ergänzung, kein Wundermittel.
Sicherheitsbox: Risiken und Wechselwirkungen
- Ärztliche Absprache: Vor der Einnahme von Curcumin-Präparaten ist eine Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker unerlässlich, um Risiken und Wechselwirkungen abzuklären.
- Wechselwirkungen: Besondere Vorsicht ist bei der gleichzeitigen Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (z.B. Warfarin, ASS) geboten, da Curcumin deren Wirkung verstärken und das Blutungsrisiko erhöhen kann.
- Kontraindikationen: Menschen mit Gallensteinen oder einer Gallenwegsobstruktion sollten auf Curcumin-Präparate verzichten, da sie den Gallenfluss anregen.
- Dosierungsgrenze: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge (ADI) von 3 mg Curcumin pro kg Körpergewicht festgelegt. Hochdosierte Präparate können diesen Wert überschreiten.
Fazit: Eine vielversprechende Ergänzung mit Vorbehalten
Kurkuma und sein Wirkstoff Curcumin zeigen in der Forschung ein klares Potenzial, die Symptome von Arthrose, insbesondere Gelenkschmerzen und Steifigkeit, zu lindern. Es kann eine wertvolle Brücke im Sinne der komplementären Medizin schlagen, die konventionelle Behandlungen wie Bewegungstherapie und Gewichtsmanagement sinnvoll ergänzt. Das Leitmotiv eines gesunden Herbstes und die Stärkung der eigenen mentalen Stärke lassen sich gut mit einem proaktiven Ansatz für die eigene Gesundheit verbinden, zu dem auch die Auseinandersetzung mit solchen naturheilkundlichen Optionen gehört.
Dennoch ist die Evidenz noch nicht robust genug, um von einer gesicherten Therapie zu sprechen. Die fehlende Erwähnung in Leitlinien, die offenen Fragen zur optimalen Dosierung und Langzeitsicherheit sowie die wichtigen Sicherheitshinweise machen deutlich: Curcumin ist kein Ersatz für eine ärztlich begleitete Arthrosetherapie, sondern eine mögliche Ergänzung, deren Einsatz individuell und nach sorgfältiger Abwägung und professioneller Beratung erfolgen muss.
Hinweis: Dieser Beitrag informiert und ersetzt keine medizinische Beratung oder Behandlung.
Quellen & Forschungsstand
- Zeng, L. et al. (2022). Efficacy and Safety of Curcumin and Curcuma longa Extract in the Treatment of Arthritis: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trial. Frontiers in Immunology. Diese Meta-Analyse von 29 Studien mit fast 2400 Teilnehmenden fand Hinweise auf eine Verbesserung von Entzündung und Schmerz, mahnt aber wegen der niedrigen Studienqualität zur Vorsicht. DOI: 10.3389/fimmu.2022.891822
- Paultre, K. et al. (2021). Therapeutic effects of turmeric or curcumin extract on pain and function for individuals with knee osteoarthritis: a systematic review. BMJ Open Sport & Exercise Medicine. Dieser systematische Review von 10 hochwertigen Studien zeigte eine Verbesserung von Schmerz und Funktion bei Kniearthrose, teilweise vergleichbar mit NSAR, bei guter Sicherheit. Die optimale Dosierung bleibt unklar. DOI: 10.1136/bmjsem-2020-000935
- Medizin-Transparent.at (2023). Kurkuma bei Arthrose: Wirksamkeit unbelegt. Diese kritische Analyse von Cochrane Österreich bewertet die vorhandene Evidenz als nicht ausreichend, um eine Wirksamkeit zu belegen, und hebt methodische Mängel der Studien hervor. Link
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2021). Curcumin in Nahrungsergänzungsmitteln: Gesundheitlich akzeptable tägliche Aufnahmemenge kann überschritten werden. Die Stellungnahme warnt vor einer möglichen Überschreitung der sicheren Tagesdosis, insbesondere bei Produkten mit Piperin zur Erhöhung der Bioverfügbarkeit, und weist auf Forschungsbedarf bezüglich möglicher Risiken hin. DOI: 10.17590/20211214-121912