Händewaschen: Aber richtig!

Anlässlich des Welttags des Händewaschens am 15. Oktober rückt eine der einfachsten und zugleich effektivsten Methoden zur Vorbeugung von Infektionen in den Fokus. Richtig durchgeführt, ist das Händewaschen ein mächtiges Werkzeug, um gesund durch den Herbst zu kommen und die eigene mentale Stärke durch körperliches Wohlbefinden zu unterstützen. Doch was bedeutet „richtig“ – und was sagt die Wissenschaft dazu?

Was ist Händewaschen im Kontext des Infektionsschutzes?

Händewaschen, in der Fachsprache auch als Händehygiene bezeichnet, ist die Reinigung der Hände mit Wasser und Seife. Ziel ist die mechanische Entfernung von Schmutz, aber vor allem von potenziellen Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Unsere Hände sind die häufigsten Überträger von Infektionskrankheiten. Wir berühren unzählige Oberflächen, fassen uns ins Gesicht und geben anderen die Hand. Ohne regelmäßige Reinigung werden sie zu „Taxis“ für Keime, die so auf die Schleimhäute von Mund, Nase und Augen gelangen und Infektionen wie eine Erkältung oder Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können. Ein bewusster Umgang mit der eigenen Hygiene ist daher ein fundamentaler Baustein für ein starkes Immunsystem und eine wichtige Strategie, um gerade in der Erkältungssaison gesund zu bleiben. Dies schützt nicht nur uns selbst, sondern auch unser Umfeld und hilft, die Verbreitung von Infektionen, einschließlich gefürchteter Krankenhauskeime, zu reduzieren.

Was zeigt die Evidenz?

Die wissenschaftliche Datenlage zur Wirksamkeit des Händewaschens ist robust, insbesondere im Hinblick auf akute Atemwegsinfektionen (ARI). Eine umfassende systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse, die 2023 im renommierten Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde, fasste die Ergebnisse von 26 Studien mit über 160.000 Teilnehmenden zusammen [1]. Die Analyse kam zu dem Schluss, dass Interventionen zur Förderung des Händewaschens mit Seife das Risiko für eine beliebige akute Atemwegsinfektion um etwa 17 % senken. Die Evidenz dafür wurde als „moderat“ eingestuft.

Noch deutlicher war der Effekt, wenn zwischen oberen und unteren Atemwegsinfektionen unterschieden wurde: Das Risiko für untere Atemwegsinfektionen (wie Bronchitis oder Lungenentzündung) sank um 22 %, das für obere Atemwegsinfektionen (wie eine Erkältung) sogar um 26 % [1]. Interessanterweise fand die Studie keinen statistisch signifikanten Schutz vor einer laborbestätigten Influenza (Grippe). Dies deutet darauf hin, dass Händewaschen zwar ein breites Spektrum an Erregern reduzieren kann, aber bei spezifischen Viren, die auch über andere Wege übertragen werden, an seine Grenzen stößt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Daten hauptsächlich aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stammen, weshalb die direkte Übertragbarkeit der genauen Prozentzahlen auf Hochinzidenzländer wie Deutschland mit Vorsicht zu bewerten ist.

Weniger klar ist die Evidenz bezüglich der optimalen Häufigkeit. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 deutet darauf hin, dass mehr als zehnmaliges Händewaschen pro Tag effektiver sein könnte als selteneres Waschen, die Qualität der zugrundeliegenden Studien war jedoch gering [2].

Risikoreduktion (RR)

Endpunkt

Akute Atemwegsinfektion (gesamt): ca. 17 %

Untere Atemwegsinfektion: ca. 22 %

Obere Atemwegsinfektion: ca. 26 %

Laborbestätigte Influenza: Kein signifikanter Effekt

Endpunkt

Akute Atemwegsinfektion (gesamt): Moderat

Untere Atemwegsinfektion: Moderat

Obere Atemwegsinfektion: Moderat

Laborbestätigte Influenza: Gering

Praxisbox: Händewaschen in 5 Schritten

Basierend auf den Empfehlungen von Gesundheitsbehörden wie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) [3]:

  1. Nass machen: Hände unter fließendes Wasser halten.
  2. Einschäumen: Handinnen- und Außenflächen, Fingerzwischenräume, Daumen und Fingernägel für 20–30 Sekunden gründlich einseifen.
  3. Abspülen: Seife vollständig unter fließendem Wasser entfernen.
  4. Abtrocknen: Hände sorgfältig mit einem sauberen Tuch trocknen, auch zwischen den Fingern.

Sicherheitsbox: Risiken und Nebenwirkungen

Zu häufiges oder falsches Händewaschen kann die Hautbarriere schädigen und zu Kontaktdermatitis (Handekzem) führen.

  • Symptome: Trockene, rissige, gerötete oder juckende Haut.
  • Risikofaktoren: Verwendung von heißem Wasser, aggressiven Seifen und unzureichendes Eincremen.
  • Prävention: Lauwarmes Wasser und pH-neutrale Seife verwenden, Hände nach dem Waschen gut eincremen.
  • Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei Hautproblemen oder Unsicherheiten konsultieren Sie bitte einen Arzt oder Apotheker.

Fazit

Händewaschen ist eine wissenschaftlich gut belegte, kostengünstige und hochwirksame Maßnahme zum persönlichen und gemeinschaftlichen Infektionsschutz. Es ist ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Lebensstils, der uns hilft, die Herausforderungen des Herbstes zu meistern und unsere mentale Stärke durch die Vermeidung von krankheitsbedingtem Stress zu bewahren. Es ist jedoch kein Allheilmittel, sondern eine Ergänzung zu einem starken Immunsystem und anderen Hygienemaßnahmen. Richtig praktiziert, bietet es einen signifikanten Schutz, falsch ausgeführt, kann es der Haut schaden. Die Balance ist, wie so oft im Leben, der Schlüssel zum Erfolg.

Hinweis: Dieser Beitrag informiert und ersetzt keine medizinische Beratung oder Behandlung.

Quellen & Forschungsstand

  1. Ross, I. et al. (2023). Effectiveness of handwashing with soap for preventing acute respiratory infections in low-income and middle-income countries: a systematic review and meta-analysis. The Lancet. Diese Meta-Analyse ist die aktuellste und umfassendste Zusammenfassung der Evidenz zur Wirksamkeit von Händewaschen gegen Atemwegsinfekte. DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00021-1
  2. Xun, Y. et al. (2021). Associations of hand washing frequency with the incidence of illness: a systematic review and meta-analysis. Annals of Translational Medicine. Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Händewaschens und dem Krankheitsrisiko, weist aber auf die geringe Qualität der verfügbaren Studien hin. DOI: 10.21037/atm-20-6005
  3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Händewaschen. infektionsschutz.de. Die BZgA bietet als deutsche Behörde praxisnahe und verlässliche Anleitungen zur korrekten Durchführung der Händehygiene im Alltag. URL: https://www.infektionsschutz.de/haendewaschen/
  4. World Health Organization (WHO). WHO guidelines on hand hygiene in health care. Die globalen Leitlinien der WHO bilden die Grundlage für Hygienestandards im Gesundheitswesen weltweit und definieren die „5 Momente der Händehygiene“. URL: https://www.who.int/teams/integrated-health-services/infection-prevention-control/hand-hygiene