Ingwer-Shot selber machen: Ein Rezept für das Immunsystem

Ein selbstgemachter Ingwer-Shot ist eine beliebte Methode, um das Immunsystem auf natürliche Weise zu unterstützen und sich für die kalte Jahreszeit zu wappnen. Dieses einfache Rezept kombiniert die Schärfe des Ingwers mit der Frische von Zitrusfrüchten zu einem kleinen Kraftpaket, das nicht nur wach macht, sondern auch einen Beitrag zur mentalen Stärke im gesunden Herbst leisten kann.

Was ist ein Ingwer-Shot?

Ein Ingwer-Shot ist ein kleines, konzentriertes Getränk, das seine intensive Schärfe und gesundheitliche Relevanz aus der Ingwerwurzel (Zingiber officinale) bezieht. Typischerweise wird frisch gepresster oder pürierter Ingwer mit Zitronensaft und oft auch mit Orangen- oder Apfelsaft kombiniert. Die Idee dahinter ist, eine hohe Dosis der aktiven Inhaltsstoffe des Ingwers in einer schnell konsumierbaren Form zu erhalten. Diese Inhaltsstoffe, allen voran die sogenannten Gingerole wie das [6]-Gingerol, sind für die charakteristische Schärfe und die potenziellen gesundheitlichen Wirkungen verantwortlich. Insbesondere im Herbst und Winter, wenn Erkältungen häufiger auftreten, greifen viele gesundheitsbewusste Menschen auf Ingwer-Shots zurück, um ihr Wohlbefinden zu fördern und ihr Immunsystem zu stärken. Das Ritual, sich bewusst etwas Gutes zu tun, kann dabei auch die mentale Stärke in der dunkleren Jahreszeit unterstützen.

Was zeigt die Evidenz?

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Ingwer hat eine wachsende Zahl an Studien hervorgebracht, die seine biologischen Effekte untersuchen. Eine umfassende systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020, die 109 randomisierte kontrollierte Studien analysierte, stellte fest, dass die Evidenz für die Wirksamkeit von Ingwer zunimmt, auch wenn viele Studien methodische Schwächen aufweisen [1]. Besonders gut untersucht ist die anti-entzündliche Wirkung des Ingwers, die auf die Hemmung bestimmter Signalwege im Körper zurückgeführt wird [2].

Eine neuere deutsche Studie des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München hat 2023 für Aufsehen gesorgt. Die Forschenden konnten zeigen, dass der Scharfstoff [6]-Gingerol bereits in geringen Konzentrationen, wie sie nach dem Trinken von einem Liter Ingwertee im Blut nachweisbar sind, weiße Blutkörperchen in eine Art „Alarmbereitschaft“ versetzen kann [3]. Dieser Effekt wird über den TRPV1-Rezeptor vermittelt, einen Kanal auf Immunzellen, der auch auf Hitze und Schmerz reagiert. Die Studie legt nahe, dass der Konsum üblicher Ingwermengen ausreichen könnte, um zelluläre Antworten des Immunsystems zu modulieren und es so bei der Abwehr von Krankheitserregern zu unterstützen. Dies untermauert die traditionelle Verwendung von Ingwer zur Vorbeugung von Erkältungen.

Allerdings muss die Evidenz differenziert betrachtet werden. Während die Wirkung von Ingwer gegen Übelkeit, insbesondere in der Schwangerschaft, als gut belegt gilt, ist die Datenlage zur direkten Prävention von Erkältungen beim Menschen noch nicht eindeutig durch große klinische Studien gesichert [4]. Die immunmodulierenden Effekte sind im Labor plausibel nachgewiesen, aber die Übertragbarkeit auf den Alltag und die Frage, ob ein täglicher Ingwer-Shot tatsächlich die Anzahl der Erkältungen reduziert, bleibt Gegenstand weiterer Forschung. Ingwer kann somit als eine Art pflanzliches Antibiotikum im weiteren Sinne betrachtet werden, dessen Stärke vor allem in der Modulation von Körperreaktionen liegt.

Praxisbox: Ingwer-Shot selber machen

  • Zutaten für ca. 5-7 Shots: 100g frischer Bio-Ingwer, 2-3 Bio-Zitronen (ca. 150ml Saft), 150ml naturtrüber Apfel- oder Orangensaft, optional 1-2 EL Honig oder Agavendicksaft.
  • Zubereitung: Den Ingwer waschen (Bio-Ingwer muss nicht geschält werden) und in grobe Stücke schneiden. Die Zitronen auspressen. Ingwer, Zitronensaft und Apfel-/Orangensaft in einen leistungsstarken Mixer geben und auf höchster Stufe fein pürieren.
  • Anwendung: Die Mischung durch ein feines Sieb oder ein Tuch passieren, um die festen Fasern zu entfernen. Den fertigen Shot in eine saubere Flasche füllen und im Kühlschrank lagern. Täglich einen kleinen Shot (ca. 30-40 ml) genießen.
  • Haltbarkeit: Im Kühlschrank ist der Ingwer-Shot etwa 5-7 Tage haltbar. Für eine längere Haltbarkeit kann er auch in Eiswürfelformen eingefroren werden.

Sicherheitsbox: Was ist zu beachten?

  • Dosierung: Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) stuft eine tägliche Aufnahme von bis zu 4 Gramm Ingwer als sicher ein [5]. Ein selbstgemachter Shot enthält je nach Rezept etwa 1-2 Gramm und liegt damit deutlich im sicheren Bereich.
  • Wechselwirkungen: Ingwer kann die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten (z.B. Warfarin, ASS) verstärken und das Blutungsrisiko erhöhen. Auch bei der Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten ist Vorsicht geboten, da Ingwer den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann.
  • Kontraindikationen: Personen mit Gallensteinen sollten vor dem regelmäßigen Konsum von Ingwer ärztlichen Rat einholen, da Ingwer die Produktion von Gallensäure anregen kann. Bei bekannten Blutgerinnungsstörungen oder vor Operationen sollte ebenfalls auf Ingwer verzichtet werden.

Fazit

Ein selbstgemachter Ingwer-Shot ist eine einfache und wohltuende Ergänzung für einen gesundheitsbewussten Lebensstil, besonders im Herbst. Die wissenschaftliche Evidenz deutet darauf hin, dass die Inhaltsstoffe des Ingwers, insbesondere das [6]-Gingerol, entzündungshemmende und immunmodulierende Eigenschaften besitzen, die das Immunsystem unterstützen können. Auch wenn der direkte Schutz vor einer Erkältung noch nicht abschließend bewiesen ist, kann der scharfe Trunk das Wohlbefinden steigern und die körpereigene Abwehr in Alarmbereitschaft versetzen. Wichtig ist, den Ingwer-Shot als das zu sehen, was er ist: eine wertvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und gegebenenfalls eine notwendige medizinische Behandlung.

Hinweis: Dieser Beitrag informiert und ersetzt keine medizinische Beratung oder Behandlung.

Quellen & Forschungsstand

  1. Anh, N. H., Kim, S. J., Long, N. P., et al. (2020). Ginger on Human Health: A Comprehensive Systematic Review of 109 Randomized Controlled Trials. Nutrients, 12(1), 157. Dieser umfassende Review gibt einen breiten Überblick über die klinische Evidenz zu Ingwer, betont aber auch die Notwendigkeit qualitativ hochwertigerer Studien. https://doi.org/10.3390/nu12010157
  2. Ayustaningwarno, F., Anjani, G., & Ayu, A. M. (2024). A critical review of Ginger’s (Zingiber officinale) antioxidant, anti-inflammatory, and immunomodulatory activities. Frontiers in Nutrition, 11, 1364836. Diese Arbeit fasst die Mechanismen zusammen, durch die Ingwer entzündungshemmend und immunmodulierend wirken kann. https://doi.org/10.3389/fnut.2024.1364836
  3. Andersen, G., Kahlenberg, K., Krautwurst, D., & Somoza, V. (2023). [6]-Gingerol Facilitates CXCL8 Secretion and ROS Production in Primary Human Neutrophils by Targeting the TRPV1 Channel. Molecular Nutrition & Food Research, 67(5), e2200434. Die Studie des Leibniz-Instituts liefert einen konkreten molekularen Mechanismus, wie Ingwer Immunzellen aktivieren kann. https://doi.org/10.1002/mnfr.202200434
  4. National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH). (2025). Ginger. Die US-Gesundheitsbehörde fasst die Evidenz zu verschiedenen Anwendungsgebieten von Ingwer zusammen und bewertet deren Belastbarkeit. https://www.nccih.nih.gov/health/ginger
  5. Modi, M., & Modi, K. (2024). Ginger Root. In StatPearls. StatPearls Publishing. Dieser Artikel aus einer medizinischen Datenbank beschreibt detailliert die Pharmakologie und Sicherheit von Ingwer, inklusive Dosierung und Wechselwirkungen. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK565886/