Mammographie: Ablauf und was sie zeigt

Der Oktober steht im Zeichen der Brustkrebsaufklärung – ein passender Anlass, um die Mammographie genauer zu betrachten. Diese Röntgenuntersuchung der Brust ist die wichtigste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs und kann Leben retten, indem sie Veränderungen sichtbar macht, lange bevor sie tastbar werden.

Was ist eine Mammographie?

Die Mammographie bezeichnet eine spezielle Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust, die zur Früherkennung und Diagnostik von Brustkrebs eingesetzt wird. Bei diesem bildgebenden Verfahren werden mithilfe von Röntgenstrahlen detaillierte Aufnahmen des Brustgewebes erstellt, die es ermöglichen, bereits kleinste Veränderungen zu erkennen – oft Jahre bevor diese durch Tasten entdeckt werden könnten. In Deutschland haben Frauen zwischen 50 und 75 Jahren im Rahmen des organisierten Mammographie-Screening-Programms alle zwei Jahre Anspruch auf diese Untersuchung, deren Kosten vollständig von den Krankenkassen übernommen werden. Die Alterserweiterung auf 75 Jahre erfolgte erst im Juli 2024 und basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie Empfehlungen der Europäischen Leitlinien und des Bundesamtes für Strahlenschutz.

Das Verfahren nutzt niedrig dosierte Röntgenstrahlen, die das Brustgewebe durchdringen und auf einer Detektorplatte ein digitales Bild erzeugen. Verschiedene Gewebearten – Drüsen-, Binde- und Fettgewebe – lassen Röntgenstrahlen unterschiedlich stark durch und erscheinen daher auf den schwarz-weißen Aufnahmen in verschiedenen Graustufen. Drüsen- und Bindegewebe zeigen sich hell, während Fettgewebe dunkler dargestellt wird. Diese Kontrastunterschiede ermöglichen es Radiologen, Auffälligkeiten wie Knoten, Mikroverkalkungen oder Gewebeverdichtungen zu identifizieren. Wichtig zu verstehen ist dabei, dass die Mammographie ein Früherkennungsinstrument für symptomfreie Frauen darstellt, während bei konkreten Beschwerden oder Verdachtsmomenten eine diagnostische Mammographie ohne Altersbeschränkung durchgeführt werden kann.

Was zeigt die Evidenz?

Die wissenschaftliche Datenlage zur Mammographie basiert auf jahrzehntelanger Forschung und zahlreichen systematischen Reviews sowie Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien. Ein umfassender systematischer Review von Løberg und Kollegen aus dem Jahr 2015, der in Breast Cancer Research publiziert und über 500-mal zitiert wurde, fasst den aktuellen Kenntnisstand zusammen. Demnach reduziert das Mammographie-Screening die brustkrebsbedingte Sterblichkeit um 15 bis 25 Prozent in randomisierten Studien und um 13 bis 17 Prozent in Beobachtungsstudien. In absoluten Zahlen bedeutet dies: Von 1.000 Frauen, die über 20 Jahre hinweg ab dem 50. Lebensjahr alle zwei Jahre zum Screening eingeladen werden, werden zwei bis drei Frauen vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt. Die Gesamtsterblichkeit bleibt dabei unverändert, was bedeutet, dass andere Todesursachen nicht beeinflusst werden.

Internationale Leitlinien, die 2022 von Ren und Mitarbeitern systematisch ausgewertet wurden, empfehlen übereinstimmend die Mammographie als primäre Screening-Methode für Frauen zwischen 40 und 74 Jahren, wobei die Altersgruppe von 50 bis 69 Jahren als optimal gilt. Die Evidenzqualität dieser Empfehlungen wird als hoch eingestuft, da sie auf großen randomisierten Studien mit langen Nachbeobachtungszeiten basiert. Besonders wertvoll ist die Fähigkeit der Mammographie, Mikroverkalkungen zu detektieren – kleine Kalkablagerungen, die als früheste Zeichen eines Brustkrebses gelten. Studien zeigen, dass durch die Erkennung von Mikrokalk 85 bis 95 Prozent der duktalen Carcinomata in situ (DCIS), also Krebsvorstufen, diagnostiziert werden können.

Allerdings weist die Evidenz auch auf Limitationen hin. Der Hauptnachteil des Screenings ist die Überdiagnose: Etwa 31 Prozent der im Screening entdeckten Tumoren wären ohne Früherkennung möglicherweise nie symptomatisch oder lebensbedrohlich geworden. Dies entspricht etwa 15 überdiagnostizierten Frauen pro 1.000 gescreenten Frauen über 20 Jahre. Diese Frauen erfahren ausschließlich die Belastungen und Nebenwirkungen der Behandlung ohne tatsächlichen Nutzen. Zudem ist die Aussagekraft der Mammographie bei dichtem Brustgewebe eingeschränkt, was besonders jüngere Frauen betrifft. Die Brustdichte nimmt mit dem Alter ab, weshalb die Untersuchung bei Frauen über 50 Jahren in der Regel aussagekräftiger ist. Weitere Faktoren wie Brustimplantate oder Narbengewebe nach Operationen können die Bildqualität beeinträchtigen. Die Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf individuelle Situationen ist gegeben, sofern Frauen zur durchschnittlichen Risikogruppe gehören. Für Hochrisikopatientinnen mit familiärer Vorbelastung oder genetischer Prädisposition gelten abweichende Empfehlungen, die meist ein früheres Screening-Alter und zusätzliche Untersuchungen wie MRT umfassen.

Praxisbox: Vorbereitung und Ablauf

  • Terminvereinbarung: Nach Erhalt der schriftlichen Einladung oder einer ärztlichen Überweisung vereinbaren Sie einen Termin in einer zertifizierten Screening-Einheit. Informieren Sie die Praxis vorab, falls Sie nicht lange stehen können.
  • Am Untersuchungstag: Verzichten Sie auf Deodorant, Cremes oder Puder im Brust- und Achselbereich, da diese die Bildqualität beeinträchtigen können. Tragen Sie bequeme Kleidung, die sich leicht ablegen lässt, und bringen Sie Ihre Versichertenkarte sowie relevante Vorbefunde mit.
  • Während der Untersuchung: Die Mammographie dauert etwa 15 Minuten. Sie entkleiden den Oberkörper und werden im Stehen vor dem Gerät positioniert. Jede Brust wird nacheinander auf eine Platte gelegt und mit einer zweiten Platte komprimiert – dieser Druck kann unangenehm sein, ist aber notwendig für aussagekräftige Bilder und eine niedrige Strahlenbelastung. Pro Brust werden mindestens zwei Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln erstellt.
  • Nach der Untersuchung: Die Röntgenbilder werden von mindestens zwei Radiologen unabhängig voneinander beurteilt (Doppelbefundung). Im Screening-Programm erhalten Sie das Ergebnis innerhalb von sieben Werktagen schriftlich. Bei diagnostischen Mammographien erfolgt die Befundmitteilung oft direkt im Anschluss.

Sicherheitsbox: Grenzen und Risiken

  • Strahlenbelastung: Die Mammographie nutzt ionisierende Strahlung, deren Dosis jedoch sehr gering ist und durch moderne Geräte sowie die Kompression der Brust minimiert wird. Das Strahlenrisiko steigt mit der Anzahl der Untersuchungen, der Brustgröße und -dichte. Bei medizinischer Indikation überwiegt der Nutzen deutlich das Risiko.
  • Schwangerschaft: Schwangere oder möglicherweise schwangere Frauen sollten dies vor der Untersuchung angeben, da Röntgenstrahlen das ungeborene Kind schädigen können. In solchen Fällen werden alternative Untersuchungsmethoden wie Ultraschall bevorzugt.
  • Falsch-positive Befunde: Nicht jede Auffälligkeit in der Mammographie bedeutet Krebs. Weitere Abklärungen wie Ultraschall, zusätzliche Röntgenaufnahmen oder Biopsien können notwendig sein, was psychisch belastend sein kann. Die endgültige Diagnose erfolgt immer über eine Gewebeprobe.
  • Rechtlicher Hinweis: Die Teilnahme am Mammographie-Screening ist freiwillig. Frauen sollten sich vorab über Nutzen und Risiken informieren und eine informierte Entscheidung treffen. Bei Unsicherheiten oder Fragen wenden Sie sich an Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt. Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine individuelle medizinische Beratung.

Fazit: Früherkennung mit realistischen Erwartungen

Die Mammographie ist die derzeit wirksamste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs und kann Leben retten, indem sie Tumoren in einem Stadium entdeckt, in dem sie noch gut behandelbar sind. Die wissenschaftliche Evidenz zeigt einen klaren, wenn auch moderaten Nutzen in Form reduzierter brustkrebsbedingter Sterblichkeit, insbesondere für Frauen zwischen 50 und 75 Jahren. Gleichzeitig ist es wichtig, realistische Erwartungen zu haben: Die Mammographie ist kein perfektes Instrument und kann weder alle Krebserkrankungen verhindern noch alle Tumoren rechtzeitig erkennen. Überdiagnosen und falsch-positive Befunde sind Teil der Realität und müssen bei der individuellen Entscheidung berücksichtigt werden.

Die Mammographie sollte als wichtiger Baustein innerhalb eines umfassenden Ansatzes zur Brustgesundheit verstanden werden, der auch die regelmäßige ärztliche Tastuntersuchung, die Selbstuntersuchung und bei Bedarf ergänzende Verfahren wie Ultraschall oder MRT umfasst. Sie ersetzt nicht die Aufmerksamkeit für den eigenen Körper und die zeitnahe Abklärung von Symptomen wie tastbaren Knoten, Hautveränderungen oder Ausfluss aus der Brustwarze. Gerade im Oktober, dem Monat der Brustkrebsaufklärung, lohnt es sich, das Thema Früherkennung bewusst anzugehen – mit mentaler Stärke und dem Wissen, dass informierte Entscheidungen die beste Grundlage für Gesundheit bilden.

Hinweis: Dieser Beitrag informiert und ersetzt keine medizinische Beratung oder Behandlung.

Quellen & Forschungsstand

  • Løberg M, Lousdal ML, Bretthauer M, Kalager M (2015). Benefits and harms of mammography screening. Breast Cancer Research, 17(1):63. Diese hochzitierte Metaanalyse (über 500 Zitationen) fasst die Evidenz zu Nutzen und Schaden des Mammographie-Screenings zusammen und liefert belastbare Zahlen zur Mortalitätsreduktion und Überdiagnose. DOI: 10.1186/s13058-015-0525-z
  • Ren W, Chen M, Qiao Y, Zhao F (2022). Global guidelines for breast cancer screening: A systematic review. The Breast, 64:85-99. Systematischer Review internationaler Leitlinien zum Brustkrebs-Screening, der die Konsistenz der Empfehlungen für Mammographie als primäre Screening-Methode aufzeigt. DOI: 10.1016/j.breast.2022.04.003
  • Bundesgesundheitsministerium (2024). Mammographie-Screening. Offizielle Informationen zum deutschen Screening-Programm, einschließlich der Alterserweiterung auf 50 bis 75 Jahre seit Juli 2024 und rechtlichen Grundlagen. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/m/mammographie-screening.html
  • Deutsches Krebsforschungszentrum – Krebsinformationsdienst (2023). Mammographie: Röntgenuntersuchung der Brust. Umfassende laienverständliche Darstellung des Untersuchungsablaufs, der BI-RADS-Klassifikation und der Aussagekraft der Mammographie. https://www.krebsinformationsdienst.de/untersuchungen-bei-krebs/mammographie
  • Azam S, et al. (2021). Mammographic microcalcifications and risk of breast cancer. BMC Cancer, 21:1-12. Studie zur Bedeutung von Mikroverkalkungen als frühe Zeichen von Brustkrebs und deren Detektionsrate in der Mammographie. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8405644/
  • US Preventive Services Task Force (2024). Breast Cancer: Screening. Aktuelle Empfehlungen der USPSTF zum Mammographie-Screening ab 40 Jahren, basierend auf systematischer Evidenzbewertung. https://www.uspreventiveservicestaskforce.org/uspstf/recommendation/breast-cancer-screening