Was ist eine Zoonose? Wenn Krankheiten vom Tier auf den Menschen überspringen

Wenn zu Halloween und am Reformationstag die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen, lohnt ein Blick auf eine ganz reale Verbindung: die zwischen Mensch und Tier. Manchmal werden dabei nicht nur Geschichten, sondern auch Krankheiten übertragen. Eine Erklärung zum Welt-Zoonosen-Tag, was es bedeutet, wenn Erreger die Artengrenze überspringen.

Was ist eine Zoonose?

Eine Zoonose ist eine Infektionskrankheit, die auf natürlichem Weg von einem Wirbeltier auf den Menschen übertragen wird – und umgekehrt. Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab: „zoon“ für Lebewesen und „nosos“ für Krankheit. Die Erreger können Viren, Bakterien, Parasiten oder auch Pilze sein. Die Übertragung kann durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, deren Ausscheidungen, durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel wie Fleisch, Eier oder Milch, aber auch über Vektoren wie Mücken oder Zecken sowie die Umwelt, beispielsweise kontaminiertes Wasser, erfolgen. Zoonosen sind keine Seltenheit; sie stellen weltweit ein bedeutendes Public-Health-Problem dar und machen einen großen Teil aller neuen und bestehenden Infektionskrankheiten beim Menschen aus. Das Konzept der One Health (Eine Gesundheit) unterstreicht die untrennbare Verbindung zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und unserer gemeinsamen Umwelt und ist entscheidend, um Zoonosen zu verstehen und zu bekämpfen. Es erfordert eine fachübergreifende Zusammenarbeit, um den komplexen Übertragungswegen und Ursachen gerecht zu werden, die oft durch menschliche Aktivitäten wie Landnutzungsänderungen und Globalisierung beeinflusst werden.

Was zeigt die Evidenz?

Die wissenschaftliche Evidenz zu Zoonosen ist robust und wird durch globale Gesundheitsorganisationen wie die WHO und das CDC gestützt. Systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen bestätigen die hohe Relevanz des Themas. So schätzen Wissenschaftler, dass über 60 % aller bekannten Infektionskrankheiten beim Menschen einen zoonotischen Ursprung haben und drei von vier neuen oder aufkommenden Infektionskrankheiten von Tieren stammen [1, 2]. Beispiele wie die Tollwut, die durch Impfungen bei Hunden fast vollständig vermeidbar wäre, oder die Salmonellose, eine häufige lebensmittelbedingte Zoonose, verdeutlichen die Bandbreite. Auch Pandemien wie COVID-19 haben ihren Ursprung im Tierreich und zeigen das globale Bedrohungspotenzial. Die Forschung belegt klar, dass menschliches Verhalten und Umweltveränderungen das Risiko für Zoonosen erhöhen. Ein systematisches Scoping Review aus dem Jahr 2023 identifizierte 27 verschiedene Politikmaßnahmen zur Prävention, darunter Habitatschutz, Handelsregulationen und Biosicherheitsmaßnahmen [3]. Die Studie betont, dass die meisten Maßnahmen erst spät in der Übertragungskette ansetzen („downstream“). Es besteht ein Konsens darüber, dass präventive Ansätze, die an den Ursachen ansetzen („upstream“), wie der Schutz von Lebensräumen und die Förderung des Tierwohls, gestärkt werden müssen. Während die Übertragungswege gut dokumentiert sind, bleiben offene Fragen bezüglich der genauen Quantifizierung von Risiken für spezifische Tier-Mensch-Interaktionen und der langfristigen Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen.

Praxisbox: Sicher im Umgang mit Tieren

  • Hände waschen: Nach jedem Kontakt mit Tieren, deren Futter oder Umgebung die Hände gründlich mit Seife waschen.
  • Lebensmittelhygiene: Fleisch und Eier immer gut durchgaren und bei der Küchenarbeit rohe tierische Produkte von anderen Lebensmitteln trennen.
  • Sicher in der Natur: Lange Kleidung und Insektenschutzmittel können vor Zecken- und Mückenstichen schützen.
  • Tiergesundheit fördern: Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und Impfungen für Haustiere schützen nicht nur das Tier, sondern auch den Menschen.

Sicherheitsbox: Risiken kennen und richtig handeln

  • Risikogruppen beachten: Kinder unter 5 Jahren, Erwachsene über 65, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben ein höheres Risiko für schwere Verläufe.
  • Vorsicht bei Wildtieren: Wildtiere nicht berühren oder füttern. Besondere Vorsicht gilt bei krank oder tot aufgefundenen Tieren.
  • Bei Biss- oder Kratzverletzungen: Wunde sofort gründlich reinigen und ärztlichen Rat einholen, um das Risiko für Infektionen wie Tollwut oder Tetanus zu klären.
  • Reisevorbereitung: Informieren Sie sich vor Reisen über lokale Zoonosen und notwendige Schutzmaßnahmen wie Impfungen oder Malariaprophylaxe.

Fazit

Zoonosen sind eine ständige und reale Schnittstelle zwischen Mensch und Tier. Das Bewusstsein für die Übertragungswege und einfache Hygienemaßnahmen kann das persönliche Risiko deutlich senken. Gleichzeitig zeigt die Evidenz, dass ein Umdenken auf globaler Ebene erforderlich ist: Der Schutz von Ökosystemen und der One-Health-Ansatz sind keine Nischenthemen, sondern zentral für die Prävention zukünftiger Epidemien und Pandemien. Ein gesunder Herbst und mentale Stärke bedeuten auch, informierte Entscheidungen für die eigene Gesundheit und die unserer Umwelt zu treffen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Tieren und Natur ist dabei ein wesentlicher Baustein.

Hinweis: Dieser Beitrag informiert und ersetzt keine medizinische Beratung oder Behandlung.

Quellen & Forschungsstand

  1. World Health Organization (WHO): Zoonoses. Ein umfassendes Faktenblatt, das die Definition, Risiken und Präventionsstrategien von Zoonosen beschreibt. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/zoonoses
  2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): About Zoonotic Diseases. Eine detaillierte Übersicht über Zoonosen, ihre Übertragungswege und Risikogruppen aus der Perspektive des One-Health-Ansatzes. https://www.cdc.gov/one-health/about/about-zoonotic-diseases.html
  3. Clifford Astbury, C. et al. (2023): Policies to prevent zoonotic spillover: a systematic scoping review of evaluative evidence. Ein systematisches Review, das die Evidenz für politische Maßnahmen zur Prävention von Zoonosen zusammenfasst. https://globalizationandhealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12992-023-00986-x